Der Kampf ums Überleben geht weiter – rote Bühne startet Online Petition
Die Zukunft der Kleinkunstbühne ist weiterhin ungewiss
(die Presse berichtete am 11.06.13: NN/NZ/BR1/BR2)
Am Freitag, 14.06.2013 hat das Nürnberger Kleinkunsttheater rote Bühne, das seit 7 Jahren besteht, eine Online Petition ins Netz gestellt, in dem es dringend zu seinem Erhalt aufruft. Sein Fortbestehen im kommenden Jahr ist nur möglich mit einem angemessenen Jahresbudget, dessen konkrete Forderung sich auf 20.000€ für weiterhin 50-60 Veranstaltungen pro Jahr beläuft, sowie einen Mietzuschuss von 16.000€ pro Jahr, wie ihn auch andere freie Theater in Nürnberg erhalten. Gerichtet ist die Petition an Nürnbergs Kulturreferentin, Prof. Dr. Julia Lehner. Weiterhin wurden alle Stadträte des Kulturausschusses mit einem offenen Brief persönlich informiert. Innerhalb der ersten drei Tage haben bereits hunderte Bürger aus Nürnberg und viele aus dem Umland die Petition unterzeichnet, was zeigt, dass die rote Bühne ein großes Einzugsgebiet besitzt. Es gingen 75 persönliche Kommentare zum Thema ein, hier einige Auszüge:
Kleinkunst verdient Förderung - insbesondere diese Bühne, die qualitativ hochwertige Vorstellungen hervorbringt!
Es gibt in Nürnberg nichts Vergleichbares. Die Rote Bühne MUSS bleiben!
Weil jede kleine Bühne zählt und die Kleinkunst in Nürnberg eh schon ziemlich am Ende ist!
Weil in der letzten Zeit viel zu viele gute Plattformen schon die Flügel strecken mussten, und dies ein Ende haben muss!! LEBEN UND LEBEN LASSEN!!!
Weil Kultur in der Südstadt nicht sterben darf!
Kunst bringt Menschen zum selbständigen Denken und Nachdenken, und genau das sollte auch gefördert werden! Es ist einfach schade, wenn kleine, aber sehr gute Theater aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln nicht mehr bestehen können!
Ohne Kultur reduzieren wir unsere Gesellschaft auf das Streben nach Geld und Materie. Musik und Tanz sind hingegen Ausdruck der Lebensfreude. Die glücklichsten Menschen der Welt, die Maori-Ureinwohner, halten ihre Musik für genauso wichtig wie ihre Nahrung.
Die Rote Bühne in Nürnberg stellt eine einzigartige Möglichkeit dar, auch weniger "zahlungskräftigen" Künstlerinnen und Künstlern, sich auf einer kleinen, aber feinen und äußerst professionellen Bühne zu präsentieren! Gerade Projekte, die nicht auf dem "Mainstream" laufen, hätten wohl sonst kaum eine Chance ihre kulturelle Vielfalt, ihren Reichtum und ihr Können unter Beweis zu stellen! Nicht nur Staatstheater und Konzerthallen in Nürnberg sollen weiter existieren und unser kulturelles Leben bereichern können - die Rote Bühne ist Kultur pur - und das im wahrsten Sinne des Wortes!
Weil es zumindest eine Chancengleichheit geben muss. Mit wie viel Euros wird jeder Besucher z. B. der Oper subventioniert?
Engagierte Künstler brauchen ebenso Unterstützung wie staatliche Opernhäuser
Die "Rote Bühne" bietet seit Jahren Kunst, Unterhaltung und Musik auf hohem Niveau abseits des massenkompatiblen Geschmacks und ist zweifellos eine der wichtigsten kulturellen Säulen der Stadt Nürnberg. Ein durch mangelnde Finanzmittel bedingter Rückzug würde die allgemeine Verarmung an künstlerischer Vielfalt weiter vorantreiben. Die Rote Bühne darf deshalb nicht "sterben"!
Bernd Regenauer schreibt: Eine wichtige Kulturstätte in der Region, mit einer sehr engagierten Chefin! Und die Bühne schließt mit ihrem Programm, von Steptanz bis Bourlesque, eine Lücke.
Michael Jakob schreibt (Kulturstipendiat 2012 der Stadt Nürnberg): Weil die Rote Bühne gute Arbeit macht und zur kulturellen Vielfalt der Stadt Nürnberg beiträgt.
Oliver Tissot schreibt: Man muss mit der Zeit gehen: Tissot WAR eine Kult-Uhr, die Rote Bühne IST Kultur.
(Alle Kommentare und ihre Verfasser finden Sie auf der Petitionsseite hier )
Julia Kempken, die künstlerische Leiterin des seit 2011 vom gemeinnützigen Kulturverein rote Bühne e.V. geführten kleinen, aber feinen Theaters ist überwältigt von der Vielzahl der allein in den ersten drei Tagen der Petition eingegangen Unterstützungskommentare. Der Verein hat etliche neue Fördermitglieder gewinnen können (Jahresbeitrag ab 40,-€). Auch wird die Liste der Prominenten Mitstreiter täglich länger:
• Bernd Regenauer (Kabarettist)
• Stefan Grasse (Musiker)
• Oliver Tissot (Kabarettist)
• Peter Shub (Clown & Comedian aus Hanover)
• Helmut Haberkamm (Fränkischer Autor und Dichter)
• Hannes Seebauer (Schauspieler)
• Fitzgerald Kusz (Autor)
• TBC (Totales Bamberger Kabarett)
• Lizzy Aumeier (Kabarettistin)
• Bodo Wartke (Klavierkabarettist, Sänger und Schauspieler aus Berlin)
• Thomas Kreimeyer (Kabarettist aus Berlin)
• Thomas Hausner (Luna Bühne Weißenburg)
• Marcus Geus „Marcelini“(Zauberer und Bauchredner aus Coburg)
• Eddie McGuire (Musiker und Komponist aus Glasgow)
• Gaines Hall (Musical Darsteller)
Da über ein Drittel aller Unterzeichner von außerhalb des Stadtgebietes von Nürnberg kommen, ist die Bezirksregierung von Mittelfranken in Ansbach ebenfalls zuständig für die Vergabe von Fördermitteln. Deshalb richtet sich der Apell auch an den Kulturausschuss des Bezirks mit seiner Kulturreferentin Frau Dr. Kluxen und seinem Vorsitzenden Richard Bartsch, der am 25.06.13 über die Vergabe der Mittel für 2013 entscheidet.
Der Nürnberger Kulturausschuss entscheidet im November über die Höhe der Fördermittel für 2014.
Dieser Zeitpunkt ist allerdings zu spät, um eine Planungssicherheit für 2014 zu haben. Deshalb fordert der Verein: Es müssen für das laufende Jahr noch Gelder fließen, oder eine verbindliche Zusage erteilt werden. Keine weiteren Lippenbekenntnisse unserer Politiker, sondern Taten!
Wer die Petition zum Erhalt der roten Bühne unterstützen möchte ist aufgerufen, die Online Petition zu unterschreiben, oder sich direkt in der roten Bühne in die ausliegenden Listen einzutragen. www.openpetition.de Titel der Petition: Rote Bühne vor dem Aus! Frankens Bürger fordern den Erhalt des Kleinkunst Theaters.
Offener Brief an alle zuständigen Politiker der Stadt Nürnberg, des Bezirks Mittelfranken und an die Presse
Das Theater "rote Bühne" in Nürnberg steht kurz vor dem Aus!
Das Kleinkunsttheater "rote Bühne" in Nürnberg veranstaltete seit 2006 jährlich 50 - 60 Vorstellungen, in den Jahren 2009 und 2010 zusätzlich das jeweils vierwöchige "Festival der Sinnlichkeit" mit zahlreichen weiteren Veranstaltungen. Der Spielplan umfasste sowohl Eigenproduktionen aus den Bereichen Mundarttheater, Musiktheater und Showprogramme als auch Gastspiele fränkischer Kabarettisten und Musiker sowie Künstlern aus ganz Deutschland und dem Ausland. Das ist seit 7 Jahren ein hochkarätiges Programm jenseits des Mainstream, das der Metropolregion eine außergewöhnliche Bandbreite an profilierten Künstlern aus nahezu allen Sparten bietet.
Im Dezember 2011 hat sich das Theater als gemeinnützig anerkannter Kulturverein konstituiert und hat zusätzlich die Förderung junger einheimischer Künstler aus dem darstellenden Bereich in seine Satzung mit aufgenommen.
Mit einem Jahresbudget von rund € 8.000 (Stadt Nürnberg: € 2.500, Bezirk Mittelfranken: € 1.000, Fördermitglieder und Spenden: € 4.500) kann der Verein keine 50-60 Veranstaltungen pro Jahr mehr stemmen. Da nahezu ausschließlich professionelle Künstler auftreten, sind rund 80% der Eintrittseinnahmen für Künstlerhonorare, Gema und KSK abzugeben.
Ein privater Sponsor entfällt, der in den Vorjahren das Defizit von rund € 18.000 pro Jahr ausgleichen konnte. Nun hat sich ein Defizit von € 9.720 aufgebaut sowie Gema-Schulden in Höhe von € 2.800.
Der Verein steht vor dem finanziellen Ruin und kann keine weitere Planung für 2014 vornehmen.
Ein Fortbestehen des Theaters "rote Bühne" ist nur möglich mit einer - wie in den Vorjahren stets beantragten - deutlichen Erhöhung des jährlichen Förderetats. (siehe Antrag vom 18.3.2013 an den Bezirk über € 18.000)
Die von der Stadt Nürnberg für 2013 bewilligte Erhöhung um € 500 ist ein Armutszeugnis
für die Kulturförderung in Franken!
Wir bitten im Namen all unserer treuen Zuschauer, Künstler, Fördermitglieder
und des Vorstands zur Erhaltung der Kulturvielfalt in Nürnberg um Ihre gezielte,
schnelle Unterstützung!
Nürnberg, 10.06.2013, gez. der Vorstand
Julia Kempken (1. Vorsitzende)
Gottfried Roth (2. Vorsitzender)
Offener Brief
Großes Sterben der Kleinkunsttheater
Die finanzielle Lage der Kleinkunsttheater in Nürnberg ist schwierig, einige der in den letzten Jahren gegründeten sind bereits wieder geschlossen worden. So zuletzt die vor sieben Jahren ins
Leben gerufene Fertigungshalle oder Nürnbergs ältestes Kleinkunsttheater, das Tassilo (Bericht in der NN vom 22.03.13). Das 2006 gegründete Kleinkunsttheater „Der Schalk“ hat bereits vor zwei
Jahren sein Programm eingestellt. Die im gleichen Jahr gegründete rote Bühne kämpft ebenfalls ums Überleben. Grund dafür ist vielleicht nicht zuletzt die recht unterschiedliche Bezuschussung
durch die Stadt Nürnberg und den Bezirk Mittelfranken. Während die freien Theater wie das Burgtheater, das Gostner Hoftheater, Theater Mumpitz und Pfütze, sowie Salz und Pfeffer im Jahr 2012
zurecht fünf- bis sechsstellige Fördersummen von der Stadt und dem Bezirk zugesprochen bekamen, müssen sich andere, wie das Kleinkunsttheater rote Bühne, mit weitaus weniger zufrieden geben
(2.500 € von der Stadt und 1.000 € vom Bezirk). Auch die Tatsache, dass die rote Bühne seit diesem Jahr eine fest bewilligte Kostenstelle hat, konnte daran nichts ändern. Die Bezuschussungssumme
hat sich lediglich um 500 € erhöht und ist zudem mit einem weit höherem Verwaltungsaufwand bei der Beantragung verbunden.
Jeder Bürger sollte sich bewusst sein, dass sein Ticket in diesen freien Theatern wie beim Staatstheater bezuschusst werden muss, da auch in diesem Bereich nicht kostendeckend gearbeitet werden
kann, wenn ein gutes und professionelles künstlerisches Niveau, eine adäquate technische Ausstattung, Organisation und ein komfortables Ambiente geboten werden soll.
Um ein Sterben der roten Bühne zu verhindern, ist dringend eine Erhöhung der Jahresförderung auf einen fünfstelligen Betrag notwendig. Weitere Fördermitglieder für den gemeinnützig anerkannten
Kulturverein rote Bühne e. V., Sponsoren und Anzeigenkunden können eine zusätzliche Hilfe sein. Jeder Besucher der roten Bühne und Liebhaber der Kleinkunsttheater kann durch Briefe an unseren
Bürgermeister oder an die Presse öffentlichen Druck auf die Politik ausüben. Eine Vorlage für ein Unterstützungsschreiben finden alle Interessierten unter www.rote-buehne.de.